Le Moissonnier

 

Mai 2013

Wenn man in Köln quasi "semiprofessionell" essengeht, kommt man natürlich um das Le Moissonnier nicht herum... Schon gar nicht (und ich oute mich jetzt mal als "Feinschmecker"-Leserin...), wenn man weiß, dass das Le Moissonier zu seinem 25-jährigen Jubiläum als das beste Restaurant Deutschlands 2012 benannt und Eric Menchon, der Chefkoch, auch von der FAZ zum "Koch des Jahres 2012" gekrönt wurde.

Ein Anlass war auch gefunden: unser Hochzeitstag:-)

Wir buchten also für einen Mittwoch ca. 2-3 Wochen im Voraus (zur Sicherheit, weil wir gehört hatten, dass das Le Moissonnier immer ziemlich schnell ausgebucht ist) bequem online über die hauseigene Homepage (Button "Reservierung") einen Tisch und nannten auch den Anlass. Alsbald kam auch die Reservierungbestätigung mit dem ganz kleingeschriebenen und leicht überlesbaren Hinweis, dass wir doch bitte einen Tag vor unserer Reservierung diese noch einmal bestätigen mögen. Das hätten wir beinahe verschwitzt, wenn nicht noch einmal eine freundliche Aufforderung dazu per e-mail geschickt worden wäre;-)...

Zur Krefelderstr. haben wir bereits an anderer Stelle alles gesagt... Hier nur so viel: eine wirklich hässliche Gegend!

Wenn man das Le Moissonnier betritt, wird man direkt von einem geselligen Gemurmel empfangen. Das Lokal ist im französischen Bistrostil der 20er-Jahre bemalt und eingerichtet und mit großen Spiegel versehen. Das Einraum-Restaurant ist klein. Dennoch finden hier in etwa 50 Gäste ihren Platz. Dementsprechend eng sitzt man an seinen Nachbarn. Es kann dadurch auch schonmal vorkommen, dass die 4-5 Servicedamen neben dem ebenfalls bedienenden Ehepaar Moissonnier, regelmässig den Stuhl anrempeln, auf dem man sitzt;-)...

Als "unprätentiös" (wie es in manchen Bewertungsportalen heißt...) würde ich die Athmosphäre im Restaurant dennoch nicht beschreiben, da die übrigen Gäste alle ähnlich erfurchtsvoll wie wir an ihren Tischen saßen und der Dinge harrten, die da nun passierten.

Die Inhaberin Liliane Moissonnier begrüßte uns herzlich und führte uns an unseren Tisch.

Wir bemerkten, dass unser Tisch als einziger dezent mit ein paar wenigen roten Streuherzchen dekoriert war - wie aufmerksam und nett:-)

Eine der Mitarbeiterinnen im Service brachte uns sofort die Aperitif-Karte und wir bestellten schon mal eine Flasche Wasser (ohne Kohlensäure, Evian, 1 L).

Die Aperitifkarte war einen längeren Blick wert.

Schlußendlich entschieden wir uns für 2 Aperitifweine:

einen restsüßen Jurançon Delice und einen trockenen, sherry-Muskat-artigen Wein, der mir leider entfallen ist.... stand aber auf der Rechnung als Arb. Savagnin (Jura). Ein sehr guter Start! (Generell gewannen wir an diesem Abend den Eindruck, dass die Weine hier mehr als nur einen Blick wert sind. Wir nehmen uns vor, auch mal eine Weinprobe in dem angeschlossenen Weindepot der Moissonniers zu besuchen!)

Dann bekamen wir die Speisekarte und schauten nur kurz hinein, weil wir uns vorher bereits entschieden hatten, auf jeden Fall das Wochen-Menü für 78,- € pro Person (4 Gänge) zu nehmen, egal was es ist... Und die Weinbegleitung dazu mußte ebenfalls sein (also insgesamt pro Person 101,50 €), vorallem als wir lasen, dass mit einem Mâcon gestartet wird...:-)

Wir bekamen einen tollen Brotkorb mit Butter gebracht (der im Laufe des Abends aber leider nicht aufgefüllt wurde). Dann folgte ein Gruß aus der Küche - ein Rindertartar mit Steinpilzen und Minibrioche wurde von der Servicekraft mit einer Olivenöl-Eigelb-Emulsion am Tisch aufgegossen (das hört sich doch mal nach was an.... es war aber kleiner als ein Fingerhut voll;-) )- und das Menü startete.

Wir haben uns die Mühe gemacht alles, was auf der Karte zu den Gerichten stand (französisch und deutsch), hier einmal aufzulisten, weil es doch sehr beeindruckend klingt:

1. Thon confit à l´huile de gingembre - Romaine au jus passion - Beurre de cacahuète-piment - soupe de pain brûlé et oeuf de caille - Aubergine de Gênes au miso et petite foccacia

Thunfisch in Ingweröl leicht durchzogen - Dazu Romana(salat) in Passionsfrucht mit Erdnuß-Piment-Butter - Gebrannte Brotsuppe mit Wachtel-Ei - ligurische Aubergine mit Miso und kleine Foccaccia

 

2. Merlan de linge poêle - Garniture Minestrone - Asperges blanches cuisson verticale aux épices et Colonnata - Gratin de couteaux à la livèche

Gebratener Merlan auf Minestrone-Garnitur - Gratin von Messermuscheln mit Liebstöckel - Weißer Spargel in Gewürzen und Colonnata (Anmerkung: Lardo / Speck)

 

3. Suprème de pigeonneau confit-poêlé au Vadouvan, huile de kaffir et limette râpée - le cuisses sur une crème de Satay Tatin d´endive - Condiment roquette-noisett-orange

Täubchenbrust konfiert-gebraten mit Vadouvan (Anmerkung: spezielles Gewürz), Kaffir-Öl und Limette - Dazu die Taubenkeule geschmort auf Satay-Crémesauce - Tart Tatin von Chiccorée - Condiment Rucola-Haselnuss, Bitterorangen-Salat

 

4. Mango Sticky Rice au crumble curry-cacahuète, pesto de corindre et meringue au pandan - Mousse noix de coco au fruit de la passion - Glace litchi

Gedämpfter Thaireis mit Mango - Curry-Erdnuss-Crumble - Koriander-Pesto und Pandan (Anmerkung: südostasiatische Pflanze, färbt sehr grün)-Baiser - Kokosnuss-Mousse mit Passionsfrucht - Lychee-Eis

Die inkludierte Weinbegleitung bestand aus 3 Weinen (0,1 l Gläser) zu den ersten 3 Gängen:

begonnen wurde (wie bereits erwähnt) mit dem Mâcon 2012 - Roche Vineuse - Chêne - Bourgogne - Mâconnais, danach kam ein Ruisseau de Crapauds 2012 - Alain Baccino - Provence (würzig-orangig und im Abgang sehr trocken - eine wirklich tolle Entdeckung und mal ganz was anderes!) und zum 3. Gang gab es einen Le Brunes 2010 - Creisses - Ph. Chesnelong - Languedoc.

Die Weine waren allesamt ausgesucht gut und mundeten uns hervorragend! Wie gesagt: Weinprobe - wir kommen!

Nun zu unserer subjektiven Beurteilung des Essens.

Um mit dem Positiven zu beginnen:

Wir waren außerordentlich beeindruckt (wie anscheinend so mancher andere Gast auch - vorallem diejenigen, die selber zahlen mußten;-)...) von diesem Aufwand, der hier betrieben wird.

Wir wissen die luxuriösen Grundprodukte, den wahnsinnigen Zeitaufwand und die höchstkreative Arbeit des Chefkochs und des gesamten Teams wirklich zu schätzen.

Alle Menü-Gänge wurden in und auf 3-5 Schälchen, Tellerchen, Tigelchen, Plättchen... serviert. Das hört sich ja nun auch erstmal nach was an....

Ich hatte übrigens ganz vergessen zu erwähnen, dass ich meinem Gegenüber bereits im Vorfeld geraten habe, vorher etwas zu essen.... Das hat er leider nicht beherzigt und saß nun ziemlich ausgehungert am Tisch - ein riesengroßer Fehler!!!

Also, liebe Leserinnen und Leser: Ihr wißt schon worauf das Ganze hinausführt....

Es sind einfach so winzig kleine Portionen, dass man die einzelnen Komponenten eines jeden Ganges wirklich noch mal gesagt bekommen (das tuen die Bedienungen wirklich hervorragend!) und auch selbst noch einmal nachlesen muss (vorausschauend wird an einem jeden Tisch auch eine der Karten zum immer wieder Nachlesen liegengelassen!), um wirklich zu wissen, was man da denn nun genau ißt (oder sollte ich besser sagen mit der Zungenspitze ertastet;-)... Wir hatten bei der Ernsthaftigkeit des Auftragens dieser Winzigkeiten teilweise doch die Lachtränen in den Augenwinkeln stehen;-).... Mein Gegenüber konnte es sich nicht verkneifen und murmelte immer wieder so etwas wie "das ist ja lächerlich..." vor sich hin. Fakt ist: dass man viel zu wenig von allen Komponenten auf den Tellerchen hatte, um überhaupt wirklich erkennbar etwas zu schmecken. Und weiterer Fakt ist: wir hatten einen außergewöhnlichen Geschmack erwartet. Dieser blieb leider (bis vielleicht ein bißchen auf den Curry und den Pandan-Baiser im Dessert) aus... Da haben wir in anderen gehobenen Häusern doch schon weit aus bessere Erfahrungen und Überraschungen sammeln können.

Zugegeben: Herr Menchon kann kochen und weiß augenscheinlich auch, was er da tut!

Allerdings würden wir sagen, dass das Essen im Le Moissonnier mehr mit Kunst als mit einem wirklich genussvollen, guten Essen zu tun hat...

Wir zweifeln einfach daran, dass man das wirklich "haben muss", um auf höchstem Niveau wirklich gute und ehrliche Lebensmittel zu geniessen. Zumal das ja nun wirklich ein extrem teurer "Spaß" ist... Es ist uns einfach zu abgehoben. Punkt.

Und wir merken immer wieder, dass wir eben die Gourmands unter den "Gourmets" sind.

Mit Kunst können wir auch nicht wirklich was anfangen, selbst wenn wir das nötige Kleingeld dazu hätten...;-)

Uns ist auch aufgefallen, dass es einigermaßen lange von Gang zu Gang gedauert hat, sodass sich eine Art Sättigungsgefühl auch nach dem Dessert einfach nicht einstellen wollte...

Irgendwie war das alles nicht so befriedigend.

Um doch noch glücklich satt zu werden, haben wir uns dann also auf den Weg zum Rohmilchkäse-Aussuchen in die Raumesmitte begeben (pro Stückchen 3-4 € Extrakosten). Der Käse war wirklich prima!

Wir gönnten uns dann auch noch ein Extragläschen Wein und einen Dessertwein (u.a. ein leckerer Rivesaltes).

Aufs Haus gab es obligatorisch 2 selbstgemachte Lutscher.

Zum bestellten Espresso wurde je ein Campari-Macaron, ein selbstgewickeltes Karamellbonbon und ein kleiner Browniekeks gereicht.

Unsere Endrechnung belief sich auf fast 290,- € ohne Trinkgeld... (wir wurden im Vorfeld gefragt, ob wir wohl eine "richtige" Rechnung -sprich steuerlich absetzbar- benötigen würden)

Möge sich jeder sein Urteil bilden.

Unser Fazit:

Im Le Moissonnier fühlen sich Leute wohl, die zu Geld keinen realen Bezug haben, Kunstliebhaber sind und in der Regel selbst nicht kochen können, weil sie es auch nicht nötig haben - wofür hat man denn Personal... (Ironieknopf aus;-)

(Mai 2013)

 

Krefelder Str. 25

50670 Köln

Telefon (0221) 72 94 79

Fax (0221) 73 25 461

Homepage: www.lemoissonnier.de

Online-Reservierung möglich: über bookatable auf der Homepage (Button "Reservierung")

Öffnungszeiten:

Di-Do 12-15 Uhr (Bestellungen bis 13.15 Uhr),18.30-24 Uhr (Bestellungen bis 21 Uhr)

Fr-Sa 12-15 Uhr (Bestellungen bis 13.15 Uhr), 19-24 Uhr (Bestellungen bis 21 Uhr)

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